Überwachung der chemischen Wasserqualität

Ziel und Auswahl der Messstellen

Das chemische Messprogramm hat zum Ziel, eine Gesamtbelastung (Risiko) der Gewässer des Kantons Solothurn zu eruieren. Es wurden an vier Gewässern, deren Einzugsgebiet sich in der Grösse unterscheidet, Messstationen eingerichtet. Mit der unterschiedlichen Grösse der Einzugsgebiete geht auch eine unterschiedliche Landnutzung und somit auch eine unterschiedliche Belastungssituation einher. In der folgenden Tabelle sind die ausgewählten Gewässer und deren Auswahlkriterium erläutert.

 

Grösse Einzugsgebiet [ha]

Anteil LN (%)

Besonderheiten

Limpach, Messen

3’865

65 %

Viele Drainagen

Hohe Belastung in der Vergangenheit

Mülibach, Küttigkofen (Buchegg)

893

65 %

Geringe Belastung in der Vergangenheit

Etzikerkanal, Etziken

136

62.5 %

Eingedolter Bach

Dünnern, Olten

23’378

46 %

Zwei ARA Entlastungen oberhalb

Bei der Errichtung der Messstellen wurde die bereits bestehende Infrastruktur, die Verteilung über den Kanton sowie bereits vorhandene Daten berücksichtigt. Die beiden Messstellen am Limpach und am Mülibach sind Messstellen des nationalen Programms NAWA Trend MV und werden vom BAFU unterstützt.

Die Messstellen wurden gemäss den Vorgaben von NAWA Trend MV ausgerüstet. Es wurde je ein gekühlter Probenehmer inklusive Glasflaschen mit einer Ansaugung zum Bach erstellt. Weiter werden verschiedene chemisch-physikalische Parameter wie Leitfähigkeit und Temperatur online überwacht. Je nach Möglichkeiten der Stromversorgung und des Platzes wurden die Stationen unterschiedlich eingerichtet.

Abbildung: Messstelle zur chemischen Überwachung des Mülibachs in Küttigkofen (Buchegg). Links sichtbar ist der Probenehmer. Im Becken wird das Wasser des Mülibachs konstant angesaugt und direkt wieder verworfen. Im Becken befinden sich Sonden für die Messung der Leitfähigkeit, des Sauserstoffs, des pH-Werts und der Temperatur.

Probenahmen

Zwischen März und Oktober werden an den Messstellen der Oberflächengewässer jeweils 2-Wochenmischproben entnommen. Die Konzentration im Gewässer gibt dann Auskunft über die chronische Belastung der Gewässerorganismen. Die Resultate erlauben, Massnahmen zielgerichtet zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Damit auch das akute Risiko für die Gewässerorganismen erfasst werden kann, werden am Limpach von April bis August zusätzlich 3.5-Tagesmischproben entnommen. In dieser Zeit werden am Limpach keine zusätzlichen 2-Wochenmischproben entnommen.

Sonderfall Karstquelle der Trinkwassergewinnung

Zusätzlich wurde an der Sternenbergquelle, einer Karstquelle in der Gemeinde Hofstetten-Flüh, ein ähnliches Überwachungsprogramm eingerichtet. So erfassen wir das schnelllebige Grundwasser und können auf die Interaktionen zwischen dem Grund- und Oberflächengewässer schliessen.

An der Sternenbergquelle werden ganzjährig 3-Wochenmischproben entnommen. Die Wasserproben werden anschliessend im Labor analysiert.

Stoffauswahl

Die Auswahl der zu untersuchenden Stoffe gibt das BAFU vor. Der Kanton Solothurn orientiert sich an dieser Liste, welche über die Jahre immer wieder angepasst wird. Die Anzahl der untersuchten Stoffe unterscheidet sich jedoch von Messstelle zu Messstelle.

Tabelle mit der Anzahl gemessener Parameter pro Stoffgruppe und Gewässer:

 

PSM

Abbauprodukte

PSM & Biozid

Biozid

Süssstoff

Arzneimittel

Korrosionsschutzmittel

Limpach

45

3

12

1

1

13

3

Mülibach

45

1

9

1

1

13

3

Etzikerkanal

45

1

9

0

1

0

1

Dünnern

45

1

9

1

1

13

3

Sternenbergquelle

13

9

2

1

1

2

1

Es werden Pflanzenschutzmittel, Biozide, deren Abbauprodukte, Arzneimittel, Korrosionsschutzmittel und Süssstoffe analysiert. Nur durch diese breite Stoffpalette werden alle möglichen Eintragspfade berücksichtigt. Die Arzneimittel, Korrosionsschutzmittel und der Süssstoff sind nicht das primäre Ziel der Untersuchungen. Sie weisen aber den Siedlungseintrag über eine Abwasserreinigungsanlage oder über direkte Einleitungen in ein Oberflächengewässer bei Regen nach.

Interpretation der Daten

Gemäss Doppler et al. (2020; Mikroverunreinigungen im Gewässermonitoring, Aqua & Gas Nr. 7/8, S.44) erfolgt die chemische Zustandsbeurteilung der Gewässer nach drei Kriterien:

  1. Numerische Anforderungswerte der Gewässerschutzverordnung (GSchV)
  2. Ökotoxikologisches Risiko für die Gewässerorganismen
  3. Erhöhte Konzentrationen und Frachten

Die erhaltenen Konzentrationswerte der oben aufgelisteten Parameter werden gemäss den ersten beiden obigen Punkten ausgewertet. Das ökotoxikologische Risiko lässt sich anhand der Umweltqualitätskriterien bestimmen, die das Ökotoxzentrum der Eawag veröffentlicht. Werden diese Qualitätskriterien überschritten, so besteht ein akutes oder chronisches Risiko für die Gewässerorganismen.