Regula Portillo, Preis für Literatur

Regula Portillo überzeugt mit ihrer einfühlsamen und variationsreichen Art, Geschichten packend literarisch umzusetzen. 1979 in Niederbipp geboren und in Deitingen aufgewachsen, lebte die Autorin nach der Matura und dem Studium mehrere Jahre in Nicaragua, Mexiko und Deutschland, ehe sie in die Schweiz, nach Bern, zurückkehrte. In ihren Romanen, dem Erstling «Schwirrflug» von 2017 sowie dem 2020 erschienenen «Andersland», befasst sich die Autorin mit komplexen, erst im Laufe des Erzählens zutage tretenden Familiengeschichten. Regula Portillo hinterfragt dabei auch die stereotypen Rollenbilder, widerlegt sie und zeigt auf, wie sie anders gelebt werden können.
In Anerkennung ihres literarischen Schaffens erhält Regula Portillo den Preis für Literatur 2021.
Laudatio
Regula Portillo wurde 1979 in Niederbipp geboren, wuchs in Deitingen auf und besuchte die Kantonsschule in Solothurn. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Fribourg und Buch- und Medienpraxis an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Mehrere Jahre lebte und arbeitete sie in Nicaragua, Mexiko und Deutschland. Aktuell ist sie mit ihrer Familie in Bern zu Hause und arbeitet als Texterin in einer Kommunikationsagentur. Für ihr Schaffen erhielt sie mehrere Preise, so auch 2013 den Förderpreis für Literatur des Kantons Solothurn.
Die Autorin überzeugt mit ihrer einfühlsamen und variationsreichen Art, die Plots packend literarisch in einer klaren, exakten und berührenden Sprache umzusetzen. 2017 ist mit «Schwirrflug» der Debütroman von Regula Portillo erschienen. Darin begleitet die Autorin zwei Schwestern auf der Suche nach den Spuren ihrer Eltern in Nicaragua. Entgegen ihrer ursprünglichen Überzeugung waren die Eltern nicht als Touristen unterwegs, sondern wollten eine ehemalige Guerillaorganisation unterstützen, die 1979 an die Macht kam. Der Autorin gelingt es, Themen wie Gleichberechtigung, gut gemeinten Kolonialismus und den Verlust der Eltern respektvoll zu verhandeln, literarisch umzusetzen und die Möglichkeiten des politischen Romans auszuloten. Mit «Andersland» erschien 2020 der vielbeachtete zweite Roman von Regula Portillo. Er handelt von der komplizierten Familiengeschichte der Protagonistin Matilda, einer entwurzelten Frau, die ihre Identität sucht. Dabei stösst sie auf Verdrängen und Erinnern, verliert ihre Sprache, um sie wiederzufinden und erfährt die Ungleichstellung von Homosexuellen an ihrem eigenen Schicksal. Regula Portillo hinterfragt die stereotypen Rollenbilder, widerlegt sie und zeigt exemplarisch auf, wie sie anders, in verschiedenen Familienformen, gelebt werden können. Gerade im Zusammenhang mit der LGBTQ-Bewegung und der sich verändernden Normen ist dieses Buch ein aktueller, wertvoller Beitrag.
In Anerkennung ihres literarischen Schaffens erhält Regula Portillo den Preis für Literatur 2021.