Preisträgerinnen und Preisträger 2020
Kunstpreis
Fachpreise
Theaterduo Comedia Zap mit Cécile Steck und Dieter Sommer, Preis für Theater
Esther Ernst, Bildende Künstlerin, Preis für Zeichnung und Malerei
Pawel Ferus, Steinbildhauer, Preis für plastisches Schaffen
Christoph Greuter, Gitarrist, Preis für Musik
Luzia Hürzeler, Bildende Künstlerin, Preis für visuelle Kunst
Thomas Knapp, Verleger, Preis für Kulturvermittlung
Anerkennungspreis
Rede von Frau Landammann Brigit Wyss
"Das Jahr 2020 ist das momentan laufende Schaltjahr mit 366 Tagen. Es begann am Mittwoch, dem 1. Januar, und endet am Donnerstag, dem 31. Dezember." So steht es auf Wikipedia.
Drei Sätze – korrekt geschrieben, sachlich formuliert. Und so banal sie klingen, diese drei Sätze: Sie sind das Einzige, was wir heute mit Gewissheit über dieses Jahr sagen können – wann es angefangen hat und wann es enden wird. Denn seit dem 31. Dezember 2019, als von den chinesischen Behörden zum ersten Mal offiziell bestätigt wurde, dass in Wuhan eine bis dahin noch unbekannte Lungenentzündung grassiert, ist unsere Welt eine andere geworden. Heute, fast elf Monate später, ist COVID-19 die bisher verheerendste Pandemie des 21. Jahrhunderts. Sie ist allgegenwärtig, hat zu massiven Einschnitten im privaten und öffentlichen Leben geführt, hat Regierungen und Gesundheitssysteme an ihre Grenzen gebracht, hat eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst und uns vor Augen geführt, wie verletzlich unsere vernetzte, globalisierte Welt ist.
Abwarten und aussitzen ist aber keine Gegenstrategie. Wir lernen täglich dazu, können entsprechende Massnahmen ergreifen und unser persönliches Verhalten anpassen. Ziel ist es, die Ausbreitung von COVID-19 zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Dass dabei unterschiedliche Ansprüche aufeinanderprallen und Interessenkonflikte entstehen, ist nicht zu vermeiden: Hier die Sorge um den Schutz der Volksgesundheit, da die ebenso berechtigten Sorgen um die Wirtschaft und gemeinsam bereiten uns die gravierenden aber noch nicht abschätzbaren negativen sozialen Folgen grosse Sorgen.
Der Schutz der Gesundheit und der Wirtschaft stehen dabei nicht im Widerspruch: "Je schneller wir das Virus in den Griff kriegen, desto weniger leidet die Wirtschaft" sagt der Bundesrat zurecht.
Mit Blick auf den Kultursektor stellen wir fest, dass keine andere Branche in der Schweiz von der Corona-Pandemie ökonomisch vergleichbar stark betroffen ist – und das ist keine Behauptung, sondern eine wissenschaftlich untersuchte Feststellung. So, wie auch erwiesen ist, dass die Kultur ein systemrelevanter Bereich unserer Gesellschaft ist.
Mit dem Zweck, eine dauerhafte Schädigung der Kulturlandschaft zu verhindern und die kulturelle Vielfalt unseres Landes zu erhalten, hat der Bundesrat darum schon früh, am 20. März, wirtschaftliche Hilfsmassnahmen im Umfang von 280 Mio. Franken beschlossen und die Kantone teilweise mit der Umsetzung beauftragt.
Das Paket sieht für Kulturschaffende und Kulturunternehmen unter anderem Unterstützungshilfen vor, die von Bund und Kantonen gemeinsam finanziert werden. Der Regierungsrat des Kantons Solothurn hat dazu am 16. April ein Kostendach von 3,48 Mio. Franken genehmigt.
Die Massnahmen waren ursprünglich für einen befristeten Zeitraum gedacht. Aber das Coronavirus hält sich nicht an von der Politik definierte Zeiträume. Nach einer kurzen Hoffnungsphase im Sommer hat sich die Situation in den letzten Wochen wieder verschärft. Dramatisch verschärft. Wir müssen also weiter handeln.
Nicht zuletzt deshalb sollen mit dem Covid-19-Gesetz die wirtschaftlichen Hilfsmassnahmen – auch jene für den Kultursektor – jetzt in ordentliches Recht überführt werden. Der Bundesrat hat am 12. August 2020 die Botschaft zum Entwurf des Gesetzes verabschiedet und am 25. September 2020 hat das Parlament das Gesetz gutgeheissen. Die im Gesetz vorgesehenen Massnahmen wurden in einer Bundesverordnung konkretisiert. Die Kantone entscheiden ihrerseits über die konkrete Umsetzung.
Das Abfedern von ökonomischen Folgen ist das Eine. Darüber hinaus braucht es aber noch mehr: Es braucht von uns, gerade jetzt, ein klares Bekenntnis zur Kultur. Eine Kultur, die uns Identität gibt, die Sinn stiftet und die das friedliche Zusammenleben ermöglicht.
Vor diesem Hintergrund hat der Regierungsrat vor knapp zwei Wochen, am 27. Oktober, das erste Solothurner Kulturleitbild verabschiedet. Das Kulturleitbild beschreibt die Werthaltungen, Grundsätze, strategischen Schwerpunkte und Ziele des Regierungsrates in der Förderung, Pflege und Vermittlung der solothurnischen Kultur. Es richtet sich sowohl an Kulturakteurinnen und Kulturakteure als auch an politische Gremien und an die breite Öffentlichkeit. Den kantonalen Stellen dient es als Orientierungsrahmen für ihre Arbeit. Mit dem Kulturleitbild bekennt sich der Regierungsrat zur Solothurner Kultur und drückt seine Wertschätzung für sie aus: Er macht transparent, wie er die Kulturartikel in der Verfassung und das Gesetz über Kulturförderung umsetzt. Und er unterstützt das Kulturschaffen mit bewährten und zeitgemässen Förderinstrumenten und Gremien. Dafür stellt er – unter Vorbehalt der Budgetgenehmigung durch den Kantonsrat – die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung.
Die Verleihung der Kultur- und Anerkennungspreise ist ein Teil dieser Unterstützung und Wertschätzung. Wir bekräftigen damit unser Bekenntnis zur Kultur. In den vergangenen Jahren waren die Säle bei der Verleihung bis auf den letzten Platz gefüllt; im Parktheater Grenchen, im Stadttheater Olten, im Landhaus Solothurn. Eine traditionelle Veranstaltung mit einem grossen, interessierten Publikum liegt in diesen Tagen aber nicht drin. Trotzdem wollen wir unserer Anerkennung für Ihre Arbeit, geschätzte Künstlerinnen und Künstler, zum Ausdruck bringen durch eine digitalisierte Version der Kultur- und Anerkennungspreise 2020.
Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern im Namen des Regierungsrats herzlich zu den Auszeichnungen. Und ich fordere sie auf: Handelt! Macht weiter, treibt euer Schaffen voran. Wir brauchen die Kultur, damit sich die Werte und die Gesellschaft weiterentwickeln können – gerade jetzt, in dieser herausfordernden Zeit.