Esther Ernst, Preis für Zeichnung und Malerei

Eine Nahaufnahme des Gesichts von Esther Ernst. Sie blickt nachdenklich an der Kamera vorbei.
Esther Ernst

Esther Ernst, 1977 in Basel geboren, absolvierte in der Schweiz und in Deutschland ihr Kunst- und Bühnenbildstudium. Heute pendelt sie zwischen Berlin und Solothurn – im Rahmen von Stipendien lebt und arbeitet sie immer wieder auch an fremden Orten. Die Zeichnerin setzt sich intensiv mit den örtlichen, kulturellen Eigenheiten auseinander. Kein Tag vergeht im Leben von Esther Ernst, ohne zu zeichnen, zu schreiben, zu sammeln und zu ordnen. Das meiste, was Esther Ernst unternimmt, ist privat, persönlich, autobiografisch. Sie macht ihr Leben zur Grundlage ihres Werks, sammelt Lebensmomente und Erfahrungen und dokumentiert diese in einer Vielzahl von Farben und Formen.

Esther Ernst erhält für ihr immenses Werk den Preis für Zeichnung und Malerei 2020.

Laudatio

Esther Ernst wurde 1977 geboren und absolvierte ein Kunst- und Bühnenbildstudium an den Schulen für Gestaltung von Zürich und Basel, am Theater Basel, an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Universität der Künste Berlin, wo sie Meisterschülerin war. Stipendien führten Esther Ernst immer wieder an fremde Orte. Heute pendelt die Künstlerin zwischen Berlin und Solothurn. Ihre Arbeit ist in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Ob in Südafrika, Argentinien oder im nordrhein-westfälischen Städtchen Soest – die Künstlerin taucht in ihr noch unbekannte Welten ein, durchstreift sie, lässt sich auf Begegnungen ein und setzt sich intensiv mit den örtlichen kulturellen Eigenheiten auseinander. Kein Tag vergeht im Leben von Esther Ernst, ohne dass sie zeichnet, schreibt, sammelt und ordnet. Was Kunst für sie ist, geht aus ihrer täglichen Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Welt hervor. Der Prozess von Aufnahme, Transformation und Gestaltung von Eindrücken, Einfällen und Erinnerungen in eine bestimmte künstlerische Form hat für sie die Funktion eines Archivs oder einer Kollektion und ist mit derjenigen eines Museums vergleichbar.

In der Karteikartensammlung «wo ich war» archiviert sie beispielsweise seit 2004 ihre persönlichen Notizen zu besuchten Ausstellungen, Konzerten, Theatervorstellungen und anderen Anlässen. Neben allgemeinen Werkdaten finden sich auf jeder Karte flüchtige und meistens aus der Erinnerung niedergeschriebene Eindrücke, Empfindungen und Wertungen. Zufällige Ausschnitte – zum Beispiel von Papierbeuteln, Stoffmustern ihrer Sommerkleider, traditionellen Illustrationen – dienen als Vorlage und werden mit Bleistift, Buntstift oder Tusche in minutiöser, beinahe obsessiver Kleinarbeit nachgezeichnet. Das meiste, was Esther Ernst unternimmt, ist privat, persönlich, autobiografisch. Es ist ihr Leben, das sie zur Grundlage ihres Werks macht. Das so angelegte Erinnerungsdepot ist nicht nur Werk, sondern auch Ausstellungsobjekt zugleich.

Esther Ernst erhält für ihr immenses Werk den Preis für Zeichnung und Malerei 2020.