Loredana Cristelli, Kunstpreis

Portrait von Loredana Cristelli
Loredana Cristelli

Loredana Cristelli, 1957 in Olten geboren, ist eine der «Grandes Dames» des Schweizer Films. Sie hat in über 33 Jahren als Filmeditorin an mehr als 40 Filmen gearbeitet – von Alain Tanners «Flamme dans mon Cœur» (1987) über «Vollmond» von Fredi M. Murer (1998) bis «Fair Traders» (2020) von Nino Jacusso. Loredana Cristelli gelingt es auf überzeugende Weise, übergeordnete künstlerische Konzepte der Filmkomposition zu erschaffen. Aus einer enormen Fülle von Materialien wählt sie wie selbstverständlich die richtigen Teile aus und erzeugt einen unablässigen Erzählfluss. Ihre Handschrift verleiht dem Film künstlerisches Leben, macht ihn zu dem, was er am Ende sein soll: ein Erlebnis für Auge und Ohr, Geist und Herz.

Für ihre langjährige Tätigkeit als Filmeditorin erhält Loredana Cristelli den Kunstpreis des Kantons Solothurn 2022.

Laudatio

Nicht der Schnitt macht den Film – es ist vor allem die Montage, welche dem Film die Kraft gibt. Die Montage bestimmt unsere Filmwahrnehmung. Wie bei einem Musikstück hat jeder Film einen Takt und damit einen Rhythmus. Jede Veränderung einer Szenenposition ergibt einen neuen Sinn, denn das Vorangegangene beeinflusst das Nachfolgende und umgekehrt. Wie lange wir etwas sehen und wahrnehmen, entscheidet die Persönlichkeit, die am Schneidetisch den Film montiert.

Loredana Cristelli ist eine der «Grandes Dames» des Schweizer Films. Sie hat in 33 Jahren über 41 Filme montiert. Sie begann 1987 als Montageassistentin bei Alain Tanners Film «Flamme dans mon Coeur», zwei Jahre später montierte sie als Cutterin den Film «Pano Panier» von Patricia Plattner. In ihrer Karriere arbeitete sie mit Regisseuren wie Fredi M. Murer, Peter Liechti, Jacqueline Veuve, Edgar Hagen und Anka Schmid – um nur einige zu nennen. Zu ihren bekannteren Filmen gehören «Vollmond», «Gente di mare», «Bouton», «La petit dame de Capitole», «Shana» und «Fair Traders». 1992 erhielt sie den Preis für Film des Kantons Solothurn.

Geboren wurde Loredana Cristelli 1957 in Olten. Sie lebte bis zur Schulreife in Italien und kehrte nach Olten zurück, wo sie die Primarschule besuchte. In Bremgarten liess sie sich zur Sozialpädagogin ausbilden und in den Jahren 1979 bis 1985 erlernte sie an der «Ecole de Photographie» in Lausanne den Beruf der Fotografin. Sie ist seit 1986 Filmeditorin und Mitglied des Schweizer Syndikats Film und Video, seit 2010 Mitglied der Schweizer Filmakademie und war von 2012 bis 2019 Kommissionsmitglied im Bereich Fiction-Filmförderung des Bundesamtes für Kultur.

Loredana Cristelli schafft es, ein übergeordnetes künstlerisches Konzept der Filmkomposition zu erschaffen. Aus einer unglaublichen Fülle von Material nimmt sie, wie selbstverständlich, die richtigen Teile heraus und stellt einen Erzählfluss her, der auf der Leinwand das Publikum kunstvoll auf eine Filmreise mitnimmt, die so und nicht anders hätte sein können. Ihre Handschrift verleiht dem Film künstlerisches Leben, macht den Film definitiv zu dem, was er am Ende sein soll: ein Erlebnis für Aug und Ohr, Geist und Herz.

Für ihre langjährige Tätigkeit als Filmeditorin erhält Loredana Cristelli den Kunstpreis des Kantons Solothurn 2022.