Nicole Vögele
Preis für Film
Die Filmemacherin Nicole Vögele, geboren 1983 in Olten und aufgewachsen in Schönenwerd und Gretzenbach, ist eine leidenschaftliche Film- und Fernsehregisseurin. An der Berlinale 2014 zeigte sie mit «Nebel» ihren ersten Essayfilm, am Filmfestival Locarno 2018 ihren ersten Langfilm «Closing Time», der den Sonderpreis der Jury erhielt. Vor zwei Jahren erhielt Nicole Vögele für die Recherche über illegale Pushback-Aktionen an der kroatisch-bosnischen Grenze den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis. Dieses Jahr wurde sie am internationalen Dokumentarfilmfestival «Visions du Réel» in Nyon für ihren Film «The Landscape and the Fury» mit dem Grand Prix ausgezeichnet.
Für ihre Arbeit als Filmschaffende erhält Nicole Vögele den Preis für Film 2024 des Kantons Solothurn.
Laudatio
«Seltsam, im Nebel zu wandern, Leben ist Einsamsein, Kein Mensch kennt den andern, jeder ist allein.»
Hermann Hesse muss sein Gedicht geschrieben haben, nachdem er Filme von Nicole Vögele gesehen hat. Denn Nicole Vögele vereint journalistische Reportage mit cineastischer Poesie. Ihr Kurzfilm Frau Loosli aus dem Jahr 2013 erzählt vom Einsamsein: Kein Mensch kennt den andern. Oder der Film Nebel aus dem Jahr 2014: Nebel heisst rückwärts gelesen Leben. Gibt es einen Sinn, im Nebel Leben zu suchen?
Nicole Vögele wurde 1983 in Olten geboren. Nach einer KV-Lehre absolvierte sie den Diplomlehrgang Journalismus am Institut für Journalismus und Kommunikation in Luzern und studierte an der Filmhochschule Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Nicole Vögele arbeitete als Redaktorin beim Schweizer Fernsehen SRF und ist heute freischaffende Filmregisseurin. In einem Beitrag für die SRF Rundschau zeigte sie illegale Rückweisungen von Flüchtlingen an der EU-Aussengrenze. Der Beitrag wurde mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis ausgezeichnet. Wahrscheinlich inspirierten diese Dreherfahrungen Nicole Vögele zu ihrem neuen abendfüllenden Dokumentarfilm «The Landscape and the Fury», Landschaft und Wut, der am internationalen Filmfestival Visions du Réel in Nyon dieses Jahr den Grand Prix erhielt. Was erzählt uns eine Landschaft mit amtlichen Dokumenten im Schlamm, zerrissener Kleidung im Unterholz, abgebrochen Gliedmassen von Puppen, zerstörten Handys auf dem Waldboden? Der poetische Bilderbogen von Nicole Vögele spürt hinterlassene Narben in einer Landschaft auf, zeigt, dass das Leben weiter geht, trotz allem. Der Film berührt und regt an, selber Zusammenhänge des Gesehenen herzustellen.
Für ihre poetischen, kraftvollen Filme zeichnet der Regierungsrat des Kantons Solothurn Nicole Vögele mit dem Preis für Film 2024 aus.